Der heutige 15. September 2025 darf mit Recht als ein Tag von historischem Wert bezeichnet werden: In Fribourg wurde die neue KOVOS gegründet – die Konferenz der Institute des geweihten Lebens und der Gesellschaften des apostolischen Lebens in der Schweiz.
Damit ist der Boden geebnet, dass künftig alle Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens, Männer wie Frauen, in einer gemeinsamen Konferenz organisiert sind. Was in Deutschland und anderen Ländern seit vielen Jahren als Selbstverständlichkeit gilt, wird nun auch in der Schweiz Wirklichkeit: ein gemeinsames Forum für Austausch, Zusammenarbeit und gemeinsames Auftreten in Kirche und Gesellschaft.
Abschied von bisherigen Strukturen
Die bisherigen Vereinigungen haben noch Bestand, werden aber in Eigenverantwortung aufgelöst, wenn sie das wollen. Die Vereinigung der männlichen Orden und Gemeinschaften (VOS’USM) hat bereits im Juni anlässlich ihrer Hauptversammlung beschlossen, ihre Auflösung mit der Gründung der KOVOS zu vollziehen. Damit ist ein Schritt in die Zukunft getan, der zugleich Respekt vor der Geschichte der bisherigen Zusammenschlüsse bewahrt.
Rückblick mit Witz und Weitblick
In einem von Humor geprägten Impulsreferat blickte Br. Andreas Murk OFMConv, Vorsitzender der Deutschen Ordenskonferenz (DOK), auf den rund zwanzigjährigen gemeinsamen Weg der deutschen Orden und Gemeinschaften zurück.
Er erinnerte daran, wie selbstverständlich es in Deutschland geworden ist, dass Frauen- und Männergemeinschaften in einer gemeinsamen Konferenz verbunden sind. Dass in der Schweiz lange Sprachgrenzen, kantonale Unterschiede, unterschiedliche Spiritualitäten und die Unterschiedlichkeit von Frauen und Männern als Gründe für getrennte Wege angeführt wurden, konnte er nie verstehen. Br. Andreas zeichnete die Geschichte nach: von den ersten Zusammenschlüssen im Jahr 1927 über die Konferenzen der Männerorden und Frauenorden bis hin zur Gründung der Deutschen Ordenskonferenz im Jahr 2006. Sein Fazit: Nicht alles konnte verwirklicht werden, aber das gemeinsame Auftreten sei aus heutiger Sicht unersetzlich. Gerade angesichts von kleiner werdenden Gemeinschaften habe die DOK an Gewicht gewonnen und setze bis heute wichtige Akzente in Bildung, Mission, Missbrauchsaufarbeitung und in der Präsenz in der Öffentlichkeit.

Danach wurden die von der Arbeitsgruppe vorbereiteten Statuten der neuen KOVOS diskutiert, angepasst und verabschiedet. Anschliessend wählten die Delegierten den ersten Vorstand der neuen KOVOS, bestehend aus zwei Vertreterinnen der Frauengemeinschaften und drei Vertretern der Männergemeinschaften.
Der Vorstand hat nach der Wahl erste Ernennungen vorgenommen und wird sich in wenigen Wochen zu seiner konstituierenden Sitzung treffen.
Auftrag und Verantwortung
Die neue KOVOS übernimmt alle bisherigen Aufgaben, insbesondere im Kontext der Aufarbeitung von sexuellem und spirituellem Missbrauch in der katholischen Kirche. Hier arbeitet sie weiterhin eng mit der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ) zusammen.
Darüber hinaus versteht sich die KOVOS als Sprachrohr der Ordensgemeinschaften in Kirche und Gesellschaft: Sie will Ordensleben sichtbar machen, Kräfte bündeln, eine gemeinsame Stimme erheben und so auch das Wirken der Klöster und Gemeinschaften in der heutigen Zeit unterstreichen.
Klöster als Orte der Hoffnung und der Begegnung
Die Gründung der KOVOS ist auch ein Anlass, auf die vielfältige Präsenz der Orden in der Schweiz zu schauen:
Klöster sind Orte des Gebets und der Spiritualität, die Menschen aller Generationen Kraft und Orientierung schenken.
Sie sind Zentren von Bildung und Kultur, mit Schulen, Hochschulen, Archiven und Bibliotheken, die weit über die Kirche hinaus wirken.
Viele Gemeinschaften engagieren sich in sozialen und karitativen Diensten: in Pflege, Palliative Care, Flüchtlingsarbeit, Seelsorge und Beratung.
Klöster sind kulturelles Erbe und tragen mit Gastfreundschaft, offenen Kirchen, Kursen und Veranstaltungen zum gesellschaftlichen Leben bei.
Gerade in einer Zeit, in der die Zahl der Ordensleute kleiner wird, bleibt ihre Präsenz ein wichtiger geistlicher und gesellschaftlicher Beitrag: Zeichen der Hoffnung und Orte der Menschlichkeit.
Ein Schritt in die Zukunft
Mit der Gründung der KOVOS beginnt ein neues Kapitel im Ordensleben der Schweiz. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit und den Herausforderungen der Gegenwart erwächst die Überzeugung, dass der gemeinsame Weg der Zukunft gehört. Die KOVOS will eine starke, hörbare und glaubwürdige Stimme sein – für Kirche, Gesellschaft und für alle Menschen, die in Klöstern und Gemeinschaften in der Schweiz Heimat, Begleitung und Inspiration finden.
P. Andy Givel SAC